Die polnische Leuchtfigur der Gegenwartsliteratur will weder erklären noch beweisen, nicht einmal verstehen. Szczepan Twardochs Roman ist ein Versuch, jene Zeit und deren Geschehnisse nicht zu entfremden, sie nicht zu beschönigen. In jenem Königreich regiert der Wille zu überleben, die Macht des Stärkeren. Szczepan Twardoch erzählt von Jakub Shapiro, einem Warschauer Juden, König seiner...
Wie schon „Der Boxer“ soll auch dieser Roman sein Publikum umwerfen, und er tut es in der Kombination einer eingängigen, ein wenig an „Babylon Berlin“ erinnernden Retro-Noir-Ästhetik mit einer auch nicht sehr subtilen, aber provokanten Botschaft an neue polnische Nationalisten: Ihr seid vielleicht gute Nationalisten, aber die Juden waren die...
Das, was alle Bücher Twardochs so brillant inszenieren, ist der ewige Widerspruch zwischen dem ideologischen Überbau und dem verstrickten Einzelschicksal. Auch „Das schwarze Königreich“ hat nicht den polnischen Antisemitismus zum Thema, sondern den Kampf zwischen dem, was sein soll, und dem, was der Einzelne daraus macht. (…)
Twardoch ist mit dieser...
„In den Augen der Polen“, resümiert Ryfka, „war ich kein Mensch mehr.“ Schon „Der Boxer“ hat den polnischen Antisemitismus regelrecht seziert. Nun aber wirft Twardoch der neuen Rechten den Fehdehandschuh hin. Unerbittliche Szenen schildern nicht nur den Hass der Polen auf ihre jüdischen Nachbarn und ihren politischen Opportunismus, son- dern eine aktive Mittäterschaft...
„Das schwarze Königreich“ ist ein wuchtiger, unter die Haut gehender Geschichtsroman. Vieles darin – Episoden über das Warschauer Ghetto, Ryfkas und Jakubs Leben im Versteck am Stadtrand, die permanente Angst vor Denunzianten – hat man in dieser Intensität bisher vielleicht nur durch ein Buch vermittelt bekommen: Marcel Reich-Ranickis „Mein Leben“
Twardochs neues Buch ist ein Roman der Extreme (…)
„Das schwarze Königreich“ ist ein weiteres Beispiel für Twardochs enorme Sprachkraft. Immer wieder verschlägt es dem Leser den Atem, wenn er den apokalyptischen Zustand des zerstörten Warschaus beschreibt und den Versuch seiner Protagonisten, sich ihre Menschlichkeit zu bewahren.
Ein Motto aus Herman Melvilles „Moby Dick“ ist dem Roman vorangestellt: „Wer ist denn kein Sklave?“ Nun, Jakub Shapiro ist wohl kein Sklave, der titelgebende Boxer oder König von Warschau, wie er im polnischen Original heißt. (…)
Aber insgesamt wird der Roman von einem mächtigen, geradezu melvillehaften erzählerischen Atem vorangetrieben, von einem boxerischen „Punch“, in dem...
Schon im Vorgängerbuch hatte Twardoch mit einer körperlosen Erzählerinstanz experimentiert, deren Kommentare aber bisweilen eher störend wirkten. Das ist in «Drach» ganz anders. Denn der «Geist der Erzählung», dessen sich der Autor hier bedient, ist die Erde selbst: nicht der Planet Erde, sondern das Element, die krude Materie aus Sand und Stein, die Erdoberfläche, aus der das Leben kommt und...
Szczepan Twardoch(…) hat sich über das Geschehen in dieser Zeit in Warschau gründlich informiert – zahllose Straßen, Plätze und Per- sonen werden mit Namen genannt und realisiert, sodass man sich als Leser ständig und stolpernd mitten in den Ereignissen findet und sich dem nicht entziehen kann. Und bald auch nicht will, aber richtig erfreulich scheint einem die Lektüre erst nach...
Solche Spotlights vermögen in keiner Weise wiederzugeben, wie kunstvoll die Webfäden des Romans verlaufen und wie viel mehr sie einbeziehen als nur das «schwarze Königreich» des Ex- Boxers und Gangsters Jakub Shapiro. (…)
(…) jedenfalls gehen einem die 400 rasant erzählten, von Olaf Kühl souverän übersetzten Seiten ganz schön an die Nieren und zu Herzen. Hoffnung...